Pionierfliegen in Hohenelbe: Ende der 1920er Anfang der 30er Jahre flog mein Großvater Reinhold Rieger und sein Sohn /mein Vater Günther in Hohenelbe. Mein Vater hatte 1936 im Alter von 14 Jahren auf dem Schulgleiter SG37 - mit 40 Pfund Bleigewicht beschwert - die A-Prüfung gemeistert und war somit jüngster Pilot der damaligen CSR. Großvater machte seine C-Prüfung in Grunau und entwickelte ein eigenes Segelflugzeug im Dachgeschoß des Wohnhauses. Mit Hilfe des örtlichen Schreiners Zeiner konnte schon bald das Flugzeug aushangariert werden. Dazu wurde die Giebelwand abgebrochen und die Teile wurden mit gespannten Seilen heruntergelassen. Die "Lalage" (eine Gattung der Vogelfamilie der Stachelbürzler) getaufte Eigenkonstruktion hat mein Großvater gleich auf den Bräuhauswiesen erfolgreich getestet. Mein Vater schrieb darüber:
"Unter Mithilfe des Schreiners Zeiner, der selbst begeisterter Segelflieger geworden war, war ein zügiger Fortschritt zu verzeichnen und in wenigen Monaten waren auch Flächen und Leitwerk schon bespannt. Um diese Teile dann auch zu Boden zu bringen, musste die Hauswand aufgebrochen werden. Vom Hinterhaus wurden Seile herübergelegt, die einzelnen Teile daran befestigt und beidseits so gesichert in den Hof hinabgelassen. Gleich nach dem ersten Aufbau auf den Bräuhauswiesen gelang meinem Vater der erste kurze Hüpfer damit. Zufrieden versuchte er gleich einen Start vom tausend Meter hohen Hausberg, dem Heidelberg. Dazu musste aber vorerst ein größeres Terrain geebnet werden, um auch für die Startmannschaft genügend Raum zu haben. Steine wurden aus dem Weg geräumt und zum besseren Angleiten eine Startrampe gebaut. Diese bestand aus circa zwanzig Meter langen Brettern, die seitlich hoch eingesäumt waren. Das Ganze wurde mit Schmierseife eingelassen. Vor dem Jungfernflug herrschte große Hektik, da die Flugeigenschaft – von dem kleinen Hüpfer abgesehen – ja noch nicht erprobt war. Doch es ging alles gut. Zwanzig Minuten war mein Vater bis zur Landung unterwegs und vollauf begeistert. Diese Flüge häuften sich und weitere – mit dem zwischenzeitlich angeschafften Grunau-Baby – folgten."
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...Die Focke-Wulf „Weihe“, mit Flugfunk ausgerüstet, machte mir am meisten Spaß. Sie war für mich die erste Maschine, die nicht über den üblichen Steuerknüppel gesteuert wurde, sondern über eine Steuersäule mit Lenkrad. Sie wurde nur zweisitzig geflogen, war aber in ihren Flugeigenschaften fast mit einem Segelflugzeug zu vergleichen. Daher wohl auch meine besondere Sympathie dafür. Ich konnte sie auf den Punkt landen.
Für die Schulung zum Kunstflug hatten wir die Bücker „Bü 131“ und „133“ zur Verfügung. Neu einzuübende Flugfiguren musste ich immer erst vorfliegen. Als Inhaber des Segelkunstflugscheins erwartete man von mir eben korrekte Demonstration. Der Unterschied zwischen Segel- und Motorkunstflug bestand hauptsächlich darin, dass man in letztgenanntem eine zusätzliche Kraft zur Verfügung hatte, die nicht nur weitere Figuren ermöglichte sondern auch die leichteren sauberer aussteuern konnte. So habe ich einmal mit einer Henschel „HS 123“ einen Looping vorwärts geflogen, wobei mir die feinen Äderchen im Auge platzten und ich tagelang wie ein Stier mit blutunterlaufenen Augen herumlaufen musste. Eine Wiederholung schloss sich dann selbstredend aus.
Vater Günther rechts
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