"...Die Gruppe vor uns hatte abgeschlossen und war zu den einzelnen Fronteinheiten unterwegs. Die noch vorhandengebliebenen Me 109 wurden in der Werft wieder in Schuss gebracht. Es waren zum Teil schon recht alte „Mühlen“, für den Schulungseinsatz aber immer noch tauglich. So hatte eine Me 109 B zum Beispiel gute sieben bis acht Jahre auf ihrem Buckel und mehrere hundert Flugstunden, Starts und Landungen. Uns war das egal, wir wollten nur endlich die sagenumwobene 109 fliegen. Ganz so weit war es aber immer noch nicht. Zunächst vertraute man uns eine Arado 66 an. Wiederum mit einem Fluglehrer besetzt, wollte uns der auf die Messerschmitt-Tauglichkeit überprüfen und das sollte er auch bekommen. Soweit es mich betraf, habe ich ihn in 2000 Meter gewaltig durchgeschüttelt und er war zufrieden mit meiner Demonstration.
Zwei Tage später – man hatte uns die Eigenheiten dieses Typs eindringlichst vor Augen gehalten – war es soweit. Ich rollte als erster mit einer 109 B an den Start. Es war schon ein besonders Gefühl, bei der geringsten Bewegung des Gashebels die enorme Kraft des Motors zu verspüren. Als ich diesen aber ganz nach vorn schob, um die volle Kraft für den Start zu erreichen, drückte es mich gegen die Rückenlehne. Der Tendenz des Ausbrechens in der Anrollphase musste man entsprechend frühzeitig vorbeugen. Der Start gelang, ich hätte jubeln können. Am liebsten hätte ich sie gleich auf Herz und Nieren geprüft, die nächsten aber warteten unten schon auf ihren Einsatz.
Also konzentrierte ich mich auf meine erste Landung, deren Schwierigkeiten mir nur vom Hörensagen bekannt waren, wir in der Theorie aber oft genug durchgespielt hatten. Hierbei kann sich der geringste Fehler verheerend auswirken. Einen solchen aber hatte ich mir nicht erlaubt und brachte den Vogel zielgenau zur Erde zurück. Der Nächste bitte! So endete der erste Tag zur Zufriedenheit aller und den ganzen Abend über wurden die gemachten Erfahrungen gegenseitig ausgetauscht.
Die nächsten Tage über standen nur Start- und Landeübungen auf unserem Programm. Wir sollten diese Maschine erst richtig in den Griff bekommen. Diese Maßnahme war nicht fehlkalkuliert, denn wenn man diesen Vogel in der Luft auch bereits vollkommen zu beherrschen glaubte, erlebte man bei den Starts wie auch bei den Landungen immer wieder unerwartete Eigentümlichkeiten, auf die man nicht gefasst war. Eine kleine Unebenheit etwa genügte schon, um aus der Richtung geworfen zu werden. So gab es auch etliche „Ringelpize“, die aber meist mit geringem Schaden endeten. Oft war nur der Randbogen an einer Fläche auszuwechseln. Immerhin nötigte uns diese Maschine allerhand Respekt ab. Hundertprozentig sicher konnte man sich vor dem Start nie sein. Gut, wer das so einkalkulierte, es änderte sich auch späterhin daran wenig, als mancher schon glaubte, er hätte alles im Griff. ..."