"...Zwei Tage später, ich hatte Gefechtsbereitschaft, wurde uns der Anflug eines feindlichen Jagdverbands in Richtung Süden gemeldet. Wir erhielten sofort Startbefehl. Da die Maschinen schon warmgelaufen waren, konnten wir innerhalb drei Minuten starten mit der Weisung „Sammeln in fünftausend Metern über dem Platz“. Inzwischen hatten wir von Bodenüberwachungsstationen erfahren, dass es sich um neun Spitfires in viertausend Metern handelte. Wir hatten den Vorteil, die Sonne im Rücken zu haben. Als wir unsere Höhe erreicht hatten, hörten wir vom Chef: „Angriff erst auf mein Kommando, dann freie Jagd für alle.“ Den letzten Satz fasste ich für mich auf.
Kurz darauf hieß es schon: „Indianer in Sicht!“ Ich selbst hatte sie noch nicht wahrgenommen, hatte mich nur immer voraus orientiert. Da unser Chef aber ein erfahrener Fuchs war, hatte er auch den Stand der Sonne um circa neun Uhr so einkalkuliert, dass wir den Feind Richtung zehn bis elf zu suchen hatten. Das merkte ich erst, als das Kommando kam: „Freie Jagd, Horido!“ und alle über die linke Fläche zum Angriff übergingen. Die Spitfires waren im offenen Verband mit jeweils größeren Abständen zu erkennen. Sie waren wirklich überrascht worden. So erfolgten die ersten Angriffe aus der Sonne heraus im Frontalanflug. Von zwei weiter abhängenden Maschinen nahm ich die Äußere aufs Korn und jagte eine MG-Salve heraus, wonach ich gleich wieder hochziehen konnte. Zum Zielen war mir nicht viel mehr als eine Sekunde geblieben. Nach einer extremen Steilkurve suchte ich nach dem eben Angegriffenen und fand ihn, etwas abgesprengt, auf Westkurs gehen. Den Rest des Geschehens hatte ich im Rücken. Durch meinen Höhenüberschuss hatte ich den Vorteil größerer Geschwindigkeit und hing sogleich wieder hinter ihm.
Eigentlich wollte ich mich nur mittels der Leuchtspur einschießen, doch war meine erste Salve aus Kanone und MG so gut gesetzt, dass ich kurz darauf Teile dieser Maschine abfliegen sah und diesen ausweichen musste. Bei einer eingeleiteten Kurve sah ich noch den Abwurf seiner Haube und das Aussteigen des Piloten. Ich hatte meinen ersten Abschuss erzielt und war für den Augenblick noch so fasziniert, dass ich erst wieder richtig wach wurde, als bei mir Leuchtspuren vorbeisausten. Ich wollte noch abdrehen, da war es aber bereits zu spät. Meine Kabine füllte sich mit beißendem Qualm. Letzte Rettung aussteigen, dachte ich mir, aber nichts überstürzen. Was ich mir im Geiste schon zig Male vorgestellt hatte, klappte dann schließlich auch. Kopf zur Brust, Kabinenabwurf, losschnallen, Beine anziehen und schräg hinaus abstoßen.
Es ging einfacher als vermutet. Der Schlag, den ich beim Verlassen gespürt hatte, war enorm. Ich muss mich einige Male überschlagen haben, bis ich die Leine ziehen konnte. Auch da gab es mir einen gewaltigen Riss, als sich der Schirm entfaltete. Ich hatte ein seltsames Gefühl der Geborgenheit, die bevorstehende Landung vorerst außer Acht lassend. In der Entfernung sah ich einen Rauchpilz aufsteigen. Ob es meine Maschine war oder die meines Kontrahenten wusste ich nicht. Ich suchte nur den Himmel nach ihm ab, konnte ihn aber nirgends entdecken.
Inzwischen kam die Erde, wie mir schien, rasend auf mich zugeflogen. Das zwang mich, einen Blick nach oben zu richten, ob denn mein Schirm auch wirklich richtig aufgegangen war. Diesbezüglich beruhigt, bereitete ich mich auf die Bodenberührung vor. Zwei Bauernhäuser waren in der Nähe, auf diese trieb ich zu. Erst die letzten zweihundert Meter konnte ich ungefähr feststellen, dass ich noch vor diesen landen würde. Es war ein schwerer Aufprall, bei welchem mein linker Fuß einen stechenden Schmerz empfand. Ich konnte nicht auftreten, öffnete aber gleich den Gurt, um von dem Schirm, der bei leichtem Wind sich weiter aufblähte, nicht noch weiter mitgeschleift zu werden. Gleich darauf waren schon eine Menge Leute um mich. Mein Schulfranzösisch reichte aus, diesen die näheren Umstände zu erklären ..."