Wir starteten am nächsten Morgen zeitig und ich freute mich über gutes Wetter, denn die Sonne war mein einziger Anhaltspunkt zu einer einigermaßen guten Navigation. Bis Krasnodar fand ich aber auch ohne sie. Dort tankte ich auf und nahm Kertsch ins Visier. Hierbei aber hatte ich mich um einige Grade verschätzt, als der Kuban sich mit den Lagunen des Assowschen Meeres vermengte und nicht mehr als Fluss erkennbar war. Auf einer glatten Wiese sah ich einige Menschen und erhoffte mir von diesen einen Hinweis. Ich landete, ließ aber die Luftschraube laufen und im Nu waren an die zwanzig Leute mit Sensen und Rechen zur Stelle. Schnell stieg ich aus um sie vom Luftschraubenkreis fernzuhalten. Der Ogf. Stieg ebenfalls aus und ich ließ ihn mit meiner Kamera eine Aufnahme machen. Nach meinen in Tschechisch vorgebrachten Fragen schien man aber hauptsächlich „Kertsch“ verstanden zu haben und alle deuteten in die gleiche Richtung. Daraus zog ich den Schluss, dass ich wohl zu weit nördlich abgekommen war. Sofort stiegen wir wieder ein und ich flog in die angegebene Richtung.
Spritmanagement und ein ahnungsloser Passagier...
Nach kurzer Flugzeit lag die „Straße von Kertsch“ schon vor mir., gute 10 km nur Wasser. Hier bekam ich ein recht mulmiges Gefühl, denn eine Wasserlandung hätten wir wohl beide nicht überlebt. Vorsichtig gingen wir auf eine Sicherheitshöhe von nahezu 1000 m und als zwei Drittel dieser Meeresstraße überwunden waren, atmete ich auf. Ein Gleitflug würde mich zumindest noch bis zum deutlich sichtbaren Ufer bringen.
Nach Osten hin fällt Kertsch aber sehr steil ab und erst hinter dem stark besiedelten Berghang befindet sich der Flugplatz. Als ich auch diesen in sicherer Reichweite wusste, konnten sich die Nerven wieder beruhigen. Dabei spreche ich aber von meinen nerven, denn der fliegerisch völlig unbedarfte Ogf. Hatte nicht die leiseste Ahnung von dem Risiko, das er mit mir teilte. Nach der Landung wollte ich zur Flugleitung zurückkehren, aber mein Storch war damit nicht einverstanden. Ihm war der „Saft“ ausgegangen. Ich hatte also den Platz gerade noch mit dem letzten Tropfen erreicht. Wieder einmal mehr Glück als Verstand gehabt!
So ein Risiko, versprach ich mir selbst, wollte ich nicht noch einmal eingehen und flog nach jeweiligen kurzen Tankstopps noch über Samorsk, Sinferopol, Sarabus und Melitopol bis Saporoschje. Auf diesem Platz war der Teufel los. Man veranlasste mich nach der Landung, schnell das Vorfeld zu verlassen, da andauernd größere Maschinen im Anflug waren. Hier wurden auch die meisten Verwundeten in Züge für den Weitertransport verladen. Auf der Flugleitung legte ich meine Bescheinigung zur bevorrechtigten Betankung vor. Daraufhin geleitete mich ein Uffz. zur Tankstelle und ich konnte volltanken. Für eine Übernachtung hatte man keinen Platz mehr. Wir legten uns beide unter die Maschine und konnten auch dort recht gut ausschlafen.