Drei Tage später erwachte ich im Gleiwitzer Krankenhaus. Ich lag, fest angeschnallt, in einem Vier-Bett-Zimmer, stets bewacht von einigen Kameraden, die meine „Auferstehung“ gleich melden sollten. Böhm und Heeg saßen am Bettrand. Sie waren seit zwei Tagen schon jeweils Stunden da gewesen um bei meinem Aufwachen anwesend zu sein. Ich sah ihnen die Freude an, die ich ihnen mit meinem ersten Augenaufschlag bereitet hatte. ..."
Bezüglich der Lähmung erhielt Günter Auskunft:
"...Von einer Nachtschwester erfuhr ich dann endlich, dass es sich neben etlichen weiteren Brüchen um eine Fraktur des zweiten Halswirbels und eine solche des ersten Lendenwirbels handele. Bei letzterem sei ein Nerv „momentan“ eingeklemmt, der sich durch die Streckung jedoch wieder lösen könne. Für den Augenblick war das für mich eine Beruhigung. Dass man mich während der drei Tage meiner „Abwesenheit“ wohl etliche Male geröntgt haben musste, konnte ich aus der Mitteilung des Ergebnisses schließen: 16 Knochenbrüche sollten es gewesen sein, alle im oberen Körperbereich. Alle waren für mich begreiflich, nur wie ich zu einem Kiefer-Trümmerbruch kam ohne äußerliche Gesichtsverletzungen, konnte ich nicht verstehen. Daran wurde ich aber am meisten erinnert, wenn ich meine Breikost zu schlürfen versuchte. ..."
Anmerkung des Redakteurs: Der eingeklemmte Nerv löste sich tatsächlich wieder. Somit konnte Günther zurück ins Cockpit. Das ging nicht so ohne weiteres. Denn die Ärzte dachten Sie täten meinem Vater einen Gefallen, wenn er fluguntüchtig geschrieben wird. Das wollte mein Vater auf keinen Fall akzeptieren. Wenn im Kriegseinsatz, dann dort, wo er sich die besten Überlebenschancen ausrechnete. Im Cockpit. Paradoxerweise, denn die Sterblichkeitsrate war dort üblicherweise am höchste. ... So musste Günther erst mal auf diversen Fluggeräten wieder "klein" anfangen, dann ging es aber schnell wieder zurück in die Me 109 und dann in die 262. Aber auch die Erlebnisse aus der Zeit ohne die 109 sind ganz besonders. Im Kapitel "Fieseler Storch" geht es nahtlos weiter. :-)