"...Die nächste Versetzung sollte die letzte vor dem endgültigen Einsatz werden. Es war die Jagdfliegerschule 4, Fürth, der Flugplatz war in Herzogenaurach. Und wieder einmal waren wir alle Schüler. Diesmal aber schon Jagdschüler, die alle auf den ersten Einsatz mit einer Messerschmitt Me 109 brannten.
Der erste Tag war aber zum Jubeln nicht geeignet. Wir hatten unsere neuen Spinde noch nicht fertig eingeräumt, da mussten wir schon wieder heraustreten und einen offenen Lkw besteigen. Wohin es gehen sollte, verriet man uns nicht. Erst als wir ausstiegen – wir waren am Dexendorfer Weiher bei Erlangen angekommen – wurde uns diese Ausfahrt erklärt. Dieser Weiher war ein Luftschießplatz. Man hatte dort zwei Mal zwei Meter große Scheiben aufgestellt, die in einem Winkel von 45 Grad nach oben sahen. Diese galt es für die Piloten zu treffen. Einer aber hatte an diesem Tage wohl zu viel versucht, hatte Bodenberührung bekommen und war abgestürzt. Mit den umherliegenden, weit verstreuten Trümmern hatten wir uns nicht zu beschäftigen, wohl aber mit den Überresten des Piloten. Dieser war in Stücke zerrissen über ein weites Feld verteilt. Jeder von uns hatte eine Art Schuhkarton erhalten und musste in diesen die gefundenen Körperteile einsammeln. Das war nicht nur mühselige Arbeit, es verlangte uns schon eine gewaltige Portion Überwindung ab. So nah war ich bisher noch nie mit dem Tode konfrontiert worden und es schauderte mich, die Finger, die ich von dem Opfer fand, auch mit bloßen Händen anzufassen. Ich fragte einen uns begleitenden Unteroffizier, ob dies einmalig sei. Er meinte nur, so etwas komme in jedem Kurs so ein-, zweimal vor. Diese Aussicht vor Beginn des Kurses schon zu erfahren, ließ mich die erste Nacht nicht gut schlafen.
Zwei Tage später wurde der Sarg des Betreffenden vor der Halle aufgebahrt und wir mussten abwechselnd Ehrenwache stehen. Die Angehörigen waren eingeladen. Ihnen erklärte man auf diesbezügliche Nachfrage, dass der Tote einen Genickbruch erlitten habe und ansonsten körperlich unversehrt sei. Wir alle aber wussten, dass von ihm nur ein ganz verschwindend geringer Teil im Sarge lag, das übrige Gewicht aber durch Sand aufgefüllt worden war. Damit war ich wieder um eine Erfahrung reicher geworden, auf die ich aber lieber verzichtet hätte. ..."