..."Zum letzten Teil unserer Ausbildung wurden wir nach Eisenstadt am Neusiedler See verlegt. Dort, zwischen dem Leitha-Gebirge und dem See waren wir in Baracken untergebracht und fanden als Flugplatz ein großes Wiesengelände vor, auf welchem wir unsere Nachtflugübungen absolvieren sollten. Geflogen wurde auf den „Wellblechbombern“ FW 33 und FW 34, der B-Schein-Kategorie zugeordnet. Der Tag war lediglich ausgefüllt mit sportlichen Betätigungen, bei Einbruch der Dunkelheit aber ging es zum Platz. Dieser lag völlig im Dunkel und nur mittels unserer Landescheinwerfer vermochten wir bei Starts und Landungen Höhe und Geschwindigkeit abzuschätzen. Beim Flug selbst durften diese aber nicht verwendet werden. Es waren auch für mich ganz neue Erfahrungen. Dass wir dabei des öfteren auch die ungarische Grenze überflogen und dabei über einer erleuchteten Kaserne die dortigen Soldaten sehen konnten, war zwar verboten, wurde aber selten von uns eingehalten und nie beanstandet, da wir zu den längeren Landeanflügen als das tagsüber möglich war, eben auch weiter ausholen mussten. Das sah man höherenorts auch ein. Wir hatten zu diesem Zwecke auch andere Fluglehrer bekommen, da unsere bisherigen bereits mit Schülern der uns folgenden Gruppen eine neue Herausforderung angenommen hatten.
Günther Rieger stehend 3.v.L.
Wir waren noch vor diesem zusätzlichen Kurs bereits fertig ausgebildete Piloten, hatten unseren Schein auch schon in der Tasche, durften also das Flugzeugführerabzeichen tragen und – worauf wir besonders stolz waren – auch statt Seitengewehr einen Fliegerdolch. Von den ursprünglich 28 Schülern waren noch ganze 18 übrig geblieben. Davon waren zwei Todesfälle und acht Ablösungen, meist wegen fliegerischer Untauglichkeit, zu verzeichnen. Unsere Wünsche bezüglich weiterer Verwendung durften wir zwar vortragen, letztlich aber waren die Beurteilungen unserer Lehrer ausschlaggebend. So hatten zum Beispiel diejenigen, die zwar beim Kunstflug sich zögerlich zeigten, dafür aber im Instrumentenflug hervorstachen, die Aussicht auf eine weiterführende C-Schulung. Diese diente als Grundlage für einen späteren Einsatz als Bomber- oder Fernaufklärer. Andererseits waren gute Kunstflieger eher für die Jagdfliegerei zu verwenden. Wo keines dieser Merkmale besonders hervorstach, blieb eine Verwendung als Stuka oder aber auch als angehender Fluglehrer bestehen.
Die Ausbildung bis dahin war ja nicht nur sehr zeitaufwändig gewesen. Sie hatte auch eine beträchtliche Summe Geld dem Staat abverlangt und diese Investition sollte sich schließlich doch lohnen. So trennten sich dann auch nach endgültigem Abschluss die Wege. In alle Himmelsrichtungen wurden wir versetzt und nur fünf meiner Kameraden aus der gleichen Schulung traten mit mir den gemeinsamen Weg zur Ausbildung als Jagdflieger an. Darunter ein Südtiroler, der als einziger Überlebender nach dem Krieg von mir noch entdeckt werden konnte. Erwino Welponer aus Bozen. Er trägt jetzt eine Silberplatte unter seiner Stirnhaut!"