..."Ich hatte auf die Me 262 umgeschult und befand mich am Abend des 7. Mai in Prag, von wo aus wir Einsätze gegen die vordringenden russischen Verbände innerhalb der Protektoratsgrenzen flogen. Also einen Tag vor der allgemeinen Kapitulation. Wir erfuhren dort, dass für uns am nächsten Tag der Krieg endgültig beendet sei. Die Tschechen waren in ihrer aufgestauten Wut nicht mehr zu bremsen und versuchten, unseren Platz zu stürmen. Mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Waffen wurde er schließlich die ganze Nacht hindurch verteidigt, während uns die unglaublichsten Gräuelmärchen erreichten. Unser Chef ließ alle Maschinen auftanken und gab uns zum Abschied nur den Rat, sich möglichst in westlicher Richtung abzusetzen, um den Russen nicht in die Hände zu fallen. Es sollte sich jeder möglichst seiner Heimat zuwenden und dort einen geeigneten Platz anfliegen. Für mich war da guter Rat teuer. Ich hatte meine Maschine voll munitioniert und zusätzlich 96 Zwei-Kilo-Bomben in vier Rosten am Flugzeugbauch anhängen. Die wollte ich noch gegen die Russen loswerden und mich dann in Karlsbad, wo die Amerikaner schon tags zuvor von uns ausgemacht worden waren, in Gefangenschaft begeben. Es gab keine Startanweisung mehr. Jeder startete nach Gutdünken, aber alle in Richtung Westen. Zu einem Abschied blieb auch keine Zeit mehr. Jetzt war sich jeder selbst der Nächste. Bei meinem Start gegen 6.30 Uhr waren aber noch mindestens 30 Maschinen der verschiedensten Typen am Platz. Ich flog die Moldau aufwärts über Leitmeritz Aussig. Dort vermutete ich die Spitze der vordringenden russischen Panzer. Ich hatte recht vermutet. Sie überquerten die Elbe dicht gedrängt. Ich überraschte sie in Ost-West-Richtung fliegend, feuerte meine Magazine leer und warf meine 2-kg-Splitterbomben ab. Ich hatte keine Gegenwehr feststellen können und behielt diese Richtung bei. Vom Platzzustand in Karlsbad wollte ich mich erst bei einem Überflug überzeugen und dachte schon an eine Bauchlandung. Das war aber überflüssig, da der Ami den ganzen Platz mit massiven Dachreitern vollgestellt hatte. Dann dachte ich kurz noch an eine Landung in Nürnberg, doch da sah ich den Platz von Eger (Cheb) bereits vor mir. Er schien mir lang genug zu sein, nur war man da gerade im Begriff, die Landebahn mit Zelten zu überbauen. Ich wackelte mit den Tragflächen um einen friedlichen Anflugversuch anzumelden, überflog ihn dann stark gedrosselt, machte eine große Kurve und versuchte es mit bereits ausgefahrenem Fahrwerk und Landeklappen ein zweites Mal. Dabei stellte ich fest, dass meine Absicht erkannt und die im Bau befindlichen Zelte beiseite geräumt wurden. Nach einer weiteren großen Platzrunde war eine genügend breite Gasse geschaffen worden. Ich konnte aufsetzen und ausrollen. Dabei sagte ich mir: „Das war wohl für lange Zeit dein letzter Flug.“